Filmreview zu “Past Lives”

deleted scenes from the movie (ich weiß… wie kann man diese wunderschönen Szenen nur rausnehmen? Die sagen so viel aus 😭)

- Spoiler Alert: wenn du es nicht magst, gespoilert zu werden, dann bitte nicht weiterlesen. Ich werde hier nicht den kompletten Film zusammenfassen und erläutere einzelne Szenen, die ich stilistisch schön finde und gehe auf asiatische Kulturelemente ein.

About Past Lives

"Past Lives" ist ein US-romantisches Drama aus dem Jahr 2023, geschrieben und inszeniert von Regisseurin Celine Song. Mit Greta Lee, Teo Yoo und John Magaro in den Hauptfollen, folgt der Film die Beziehung zweier Kindheitsfreunde (Nora und Hae Sung) über 24 Jahre hinweg. Während sie sich verschiedenen Lebenswegen widmen, stellen sie ihre Verbindung in Frage. Nora und Hae Sung, die in ihrer Kindheit eng befreundet waren und sich nach vielen Jahren wiederfinden. Ihre Begegnungen sind von tiefen Gefühlen und unbeantworteten Fragen geprägt. Die dritte Person in diesem emotionalen Dreieck ist Arthur, Noras Ehemann, der ebenfalls in diesen Strudel der Gefühle hineingezogen wird.

Die Handlung ist teils autobiografisch und von realen Ereignissen aus Songs Leben inspiriert. Ich hab den Film 3x angeschaut und ich sag’s euch… das Ende macht mich jedes Mal soooo emotional.

Another immigrant storyline

Wie so viele US-Amerikanische Produktionen mit Asian-American Casts, geht es bei Past Lives auch wieder um eine immigrantische Geschichte (siehe Beef, Minari, Kim Convenience Store, etc.). Nora, ursprünglich aus Südkorea, wandert mit ihrer Familie mit 12 Jahren in die USA aus. Diese Migration prägt ihre Identität und beeinflusst ihre Beziehung zu Hae Sung, der in Korea bleibt. Und im Laufe der Zeit zeigt sich, welche Herausforderungen und inneren Konflikte mit der Migration einhergehen und wie diese das Leben und die Beziehungen von Nora formen.

Das Konzept von In-Yun: Schicksal, Verbindungen und Wiedersehen

In-Yun ist ein philosophisches und kulturelles Konzept aus Korea, das im Kern die Vorstellung verkörpert, dass Menschen durch Schicksal und frühere Leben miteinander verbunden sind. Jede Begegnung und jede Beziehung ist das Ergebnis von 8000 Schichten von Interaktionen aus früheren Leben und diese Schichten symbolisieren die zahlreichen Begegnungen und gemeinsamen Erfahrungen, die zwei Seelen über viele Leben hinweg verbinden. . Das erinnert mich total an ein Konzept aus China, das besagt, dass zwei Menschen, die füreinander bestimmt sind, durch einen unsichtbaren roten Faden verbunden sind (das Thema “roter Faden des Schicksals” wird übrigens auch oft in Animes und anderen asiatischen Serien beleuchtet).

In "Past Lives" sehen wir, wie dieser Faden bzw. das In-Yun zwischen Nora und Hae Sung trotz räumlicher und zeitlicher Distanz verbindet.

Sprache und Stille

Einer der schönsten Stilmittel im Film meiner Meinung nach ist das Zusammenspiel von Sprache und Stille. Die wenigen Dialoge sind tiefgründig, bedeutungsvoll und doch sind es die stillen Momente, die für mich den emotionalen Kern der Geschichte ausmachen. Es sind die unausgesprochenen Gedanken und Gefühle von Nora und Hae Sung, die den Zuschauer in ihre inneren Welten eintauchen lassen und das wiederum erzeugt eine unglaublich tiefe emotionale Resonanz.

Nach dem ich den Film zum dritten Mal geschaut habe, ist mir aufgefallen, dass das Thema “Sprache” in allen Phasen im Film präsent ist. Begonnen mit Noras Einwanderung in die USA im Flugzeug wie sie mit ihrer Schwester Englisch übt bis hin zu der Sprachbarriere zwischen ihr und Hae Sung nach 12 Jahren und der Sprachbarriere zwischen Arthur und Hae Sung.

Mich hat im Film eine besondere Szene berührt zwischen Arthur und Nora, als sie über Muttersprache und Grenzen gesprochen haben: Nora spricht im Schlaf nur Koreanisch, was die Bedeutung ihrer Muttersprache in ihrem Unterbewusstsein hervorhebt. Es zeigt, dass dieser Teil von ihr noch immer existiert und nicht verschwunden ist. Diese Erkenntnis macht Arthur Angst, da er befürchtet, niemals Zugang zu diesem Teil von ihr zu haben.

Neudefinition von Männlichkeit

Auch wenn ich anfangs gar nicht davon begeistert war, dass Nora mit Arthur zusammen ist, muss ich sagen, dass Arthur sich im Laufe des Filmes und vor allem am Ende (!!) so viel Sympathie und Empathie meinerseits gewonnen hat. Man hat schon fast Mitleid mit ihm, weil er so eine moderne Perspektive auf Männlichkeit in den Film reinbringt, die über traditionelle Rollenbilder hinausgehen. Im Film wird uns gezeigt, dass es eine andere Form der männlichen Stärke gibt, die Verständnis und Akzeptenz zeigt Arthur zeigt Verletzlichkeit, Verständnis und emotionale Reife, insbesondere in der Art und Weise, wie er Noras Gefühle und die komplexe Dreiecksbeziehung handhabt. Die Szene nachts in der Bar zwischen Arthur und Hae Sung über ihr In-Yun bringt einem zum Lachen und gleichzeitig auch irgendwie zum schmunzeln.

Fazit:

Selbst nach dem dritten Mal, kann ich meine Emotionen und Begeisterung für den Film nicht zurückhalten. Die Story regt intensiv zum Nachdenken über verpasste Chancen und alternative Lebenswege an… die zentrale Frage “was wäre wenn” zieht sich wie ein roter Faden durch die Handlung und lässt einen über seine eigenen Lebensentscheidungen und die daraus entstandenen Konsequenzen reflektieren.


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